Ende Juli wurde mein Raspberry Pi geliefert, aber ich kam erst die letzten zwei Wochen dazu, das Gerät in Betrieb zu nehmen. Aber von vorn.
Was ist das Raspberry Pi?
Das (oder schreibt man der?) Raspberry Pi ist ein Mini- bzw. Einplatinencomputer, den man für rund €35 bestellen kann. Darauf ist eine 700 Mhz ARM CPU, 256 MB RAM, Ethernet-Schnittstelle, 2 USB Schnittstellen, sowie HDMI- und Tonausgang. Als Datenspeicher wird eine handelsübliche SD-Speicherkarte genutzt. Das ganze wurde von der Raspberry Foundation entwickelt und soll zum experimentieren anregen.
Der Grafikprozessor ist wohl sehr leistungsfähig, so dass dieser FullHD abspielen könnte. Ob er es kann, habe ich noch nicht ausprobiert. Ansonsten hat der RasPi (wie man ihn kumpelhaft nennt) ungefähr die Leistung von einem Pentium II mit 300 Mhz. Der Pentium II war 1997 modern. Damit sollte klar sein, dass man keine Rakete von Rechner mit dem RasPi bekommt.
Ans laufen bringen
Da vom RasPi nur die nackte Platine geliefert wird, benötigt man noch einiges an Zubehör. Eine SD-Karte, ein 1000mA Micro-USB Netzteil, ein HDMI-auf-DVI Adapter und evtl. ein Gehäuse. Ich habe direkt die Amazon Links eingefügt, damit man nicht so lange suchen muss. Das Gehäuse habe ich bei ModMyPi bestellt. Einmal weil sie gut aussehen, einfach und schnell zusammen zu setzen sind und weil es die günstigsten waren.
Installation
Ich kann hier nur die Installation exemplarisch auf dem Mac beschreiben. Bei Linux läuft diese aber sehr ähnlich ab und um den RasPi unter Windows zu installieren, fragt Google.
Installieren kann man nur Linux und davon gibt es eine bereits verschiedene Distributionen, die meistens auf Debian beruhen. Ich habe mich für Raspian entschieden, da es den mathematischen Co-Prozessor des RasPi unterstützt und somit einen Performancevorteil gegenüber den anderen Distributionen hat. Welche Raspian Unterdistribution ihr jetzt genau nehmt, bleibt eure Entscheidung. Und wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht mehr daran erinnern, welche ich genommen habe.
Zur Installation schiebt man die SD Karte in den Mac und startet das Terminal, was man unter Dienstprogramme findet.
An der Kommandozeile fragt man zuerst ab, welche Device ID die SD Karte hat.
- diskutil list
Man sucht sich das Device aus, was der Größe der gekauften SD Karte entspricht. In meinem Beispiel auf dem Bild ist es disk1. Die eigene Disk ID entsprechend eintragen. Man unmountet (denglish, ja ja!) die SD Karte mit dem Befehl
- diskutil unmountDisk /dev/disk1
Mit folgendem Befehl bringt man das Raspian Image auf die SD Karte. Dies geschieht auf eigene Gefahr. Falls man sich vertippt und versehentlich disk0 als Ziel einträgt, sind Daten vom Mac futsch. Lieber also 3x kontrollieren bevor man fortfährt. Mein Raspian-Image lag auf dem Desktop. Pfad und Image-Dateiname wieder entsprechend anpassen.
- sudo dd if=Desktop/2012-07-15-wheezy-raspian.img of=/dev/disk1 bs=1m
Der ganze Vorgang dauert länger. Ich habe mich in der Zeit in die August-Sonne gesetzt und als ich nach einer halben Stunde mal nachschaute, war der Vorgang bereits abgeschlossen. Hier noch ein Screenshot meiner Eingaben:
Raspbian starten
Um Raspian das erste mal zu starten, wird die SD Karte in den RasPi gelegt, das Monitor-Kabel angeschlossen und mit einstecken des Netzteils wird bereits gebootet. Falls kein Bild zu sehen sein sollte – und bei mir war kein Bild zu sehen, steckt man die SD Karte wieder in den Mac und editiert die config.txt. Ich musste den Wert hdmi_mode auf 1 setzen um ein Bild zu bekommen. Weitere Möglichkeiten der config.txt findet ihr bei elinux.org.
Wenn nun gebootet wurde und ein Bild vorhanden ist, kann man noch die Distribution dazu bringen, den ganzen Speicherplatz der SD Karte zu nutzen. Sonst wären nur 2 GB in Gebrauch. Ach ja, das root-Passwort sollte man auch noch über das Menü ändern.
Was macht man nun mit so einem Raspberry Pi?
Gute Frage! Ich habe mir zwei bei verschiedenen Händlern bestellt, um sicherzugehen, dass ich überhaupt eines kurzfristig bekomme. Das jetzige kam vier Wochen vor dem angedachten Liefertermin, das andere vier Wochen später. Ausgleichende Gerechtigkeit, würde ich sagen.
Wie auch immer. Auf dem jetzigen RasPi versuche ich eine VoIP Telefonanlage zum laufen zu bringen. Um genau zu sein FreeSwitch. Passende VoIP Telefone von Snom, die ich „günstig“ bei eBay gekauft habe, stehen schon im Haus rum. Ein Grund ist wohl auch, dass ich nur Ethernetkabel verlegt habe und keine Telefonkabel mehr. FreeSwitch habe ich auf dem kleinen RasPi kompiliert, was gut einen ganzen Tag in Anspruch nahm. Ich bin noch auf der Suche nach einer netten, kleinen Oberfläche für Freeswitch, um diesen einfacher zu konfigurieren. Bisher habe ich aber leider nicht gefunden.
Ob man sich so einen RasPi zulegen soll, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Schnell ist er nicht, dafür aber unschlagbar günstig und der Stromverbrauch extrem niedrig, so dass er für eine Heimtelefonanlage bestens geeignet ist.
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